Corneille (1875 – 1924) und Colombo (1877 – 1970), Söhne des berühmten Malers Gabriel Ritter von Max (1840 – 1915), werden im gründerzeitlichen München der Prinzregenten-Ära künstlerisch geformt: zuerst im Atelier des Vaters, dann an der damals international renommierten Münchener Kunstakademie bei den Professoren Gabriel von Hackl (1843-1926) und Wilhelm von Diez (1839 – 1907), schließlich in der von akademischer Strenge abweichenden, privaten Kunstschule von Anton Azbé (1859 - 1905). Ausgedehnte Studienreisen runden ihre Ausbildung ab.
Als Mitglieder der „Königlich Privilegierten Münchener Künstlergenossenschaft“ erhalten Corneille ab 1907, Colombo seit 1912 Gelegenheit, bei den Jahresausstellungen im Glaspalast ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Den progressiven Künstlervereinigungen ihrer Altersgenossen, die der Bevormundung durch Akademie und „Künstlergenossenschaft“ zum Teil kritisch-provokativ gegenüberstehen, bleiben die Max-Brüder fern. Zwei Gründe mögen dafür denkbar sein: Zum einen, dass Vater Gabriel just jener von den Jüngeren bekämpften, etablierten “Münchener Schule“ angehört, die Söhne sich daher in dessen gesellschaftlichem Netzwerk eingebunden finden.
...
Bei der Würdigung von Söhnen tut man gut daran, auch deren Väter zu betrachten, und das umso mehr, wenn beide ihr Talent, ihre Passion und ihren Ehrgeiz auf ein und dasselbe Gebiet richten. Tun das bereits die Großeltern und vielleicht auch noch deren Eltern, spricht man von Dynastien, die, wie alles in der Welt, ihre Auf und Abs haben, unerwartete Entwicklungen nehmen, überraschende Gestalten produzieren und irgendwann abflachen und verschwinden. Die Bachs zum Beispiel waren eine Musikerdynastie – bei Familienfesten, so wird es berichtet, sang die gesamte Verwandtschaft in korrekt geführter Harmonie, weil alle den Kontrapunkt und die Regeln des Generalbasses verinnerlicht hatten. Einer von ihnen, ein gewisser Johann Sebastian, wurde einer der größten Komponisten aller Zeiten. Das handwerkliche Rüstzeug hat er seinen Söhnen weitergegeben, in der Frage des Genies waren sie auf sich selbst gestellt. Einige erreichten hervorragende Stellungen und waren zu Lebzeiten berühmter als ihr Vater, andere bewegten sich im soliden Mittelmaß, wieder andere scheiterten menschlich und künstlerisch. Von der Enkelgeneration sind keine künstlerischen Höhenflüge mehr bekannt, und sogar ihre Namen sind vergessen.
...